Viele junge Unternehmen beginnen mit einem Laptop, einer Idee und einem flexiblen Arbeitsplatz. Doch sobald das Produkt physisch wird, reichen Meetingräume und geteilte Schreibtische nicht mehr aus.
Der Schritt in eigene Produktionsflächen verändert Strukturen, Kosten und Abläufe und verlangt Planung auf mehreren Ebenen.
Wachstum braucht Raum und kostet Geld
Für junge Start-ups mit physischen Produkten ist der Wechsel vom Co-Working-Space zur eigenen Produktionshalle ein tiefgreifender Schritt, der mit Herausforderungen in unterschiedlichen Bereichen verbunden ist.
Die Durchschnittsmieten für Lager- bzw. Hallenflächen in Logistik- und Industrieparks in Deutschland lagen im ersten Halbjahr von 2024 bei etwa 5,5 bis 8,0 €/m² Monat je nach Region und Ausstattung.
Das heißt, dass ein Hallenstandort mit beispielsweise 1.000 m² Fläche locker auf eine Miete von
5.500 € und 8.000 € pro Monat kommen kann. Dazu kommen noch Betriebskosten, Sicherheitsmaßnahmen, Energie- und Wartungskosten.
Darüber hinaus verlangt die technische Infrastruktur andere Anforderungen als ein Büroplatz. Auch die räumliche Logistik verändert sich gravierend. Eingänge für Belieferung, Materialflusswege, Lagerzonen und Montageplätze müssen definiert werden.
Ohne eine vorgängige Flächen- und Prozessplanung kommt es leicht zu ineffizienten Abläufen.
Aus Improvisation wird Routine
In jungen Teams läuft vieles spontan. Entscheidungen entstehen beim Kaffee, Abläufe verändern sich täglich und jeder hilft dort, wo gerade Bedarf besteht. Sobald die Produktion ins Spiel kommt, verändert sich diese Dynamik. Arbeitsprozesse folgen festen Mustern, damit Material, Personal und Maschinen reibungslos zusammenspielen.
Kleine Ungenauigkeiten, die im Büro kaum auffallen, führen in einer Werkhalle schnell zu Ausfällen oder Verzögerungen. Wenn Start-ups ihre ersten eigenen Flächen beziehen, stehen plötzlich Themen wie Arbeitssicherheit, Lagerorganisation und Prozessplanung im Mittelpunkt.
Ein strukturierter Ablauf spart Zeit und reduziert Fehlerquoten. Dazu gehört auch die richtige technische Ausstattung. In einer Lagerhalle gehören
stabile Arbeitsplattformen wie eine Scherenbühne, Gabelstapler und Hubwagen zur Grundausstattung.
Solche Hilfsmittel wirken selbstverständlich, bilden aber die Basis für reibungslose Abläufe. Sobald Produktionsschritte regelmäßig wiederkehren, entsteht Routine.
Arbeitsplätze lassen sich effizienter anordnen, Wege werden kürzer und Aufgaben klar verteilt. Diese Struktur sorgt dafür, dass jedes Teammitglied seine Arbeit ohne Unterbrechungen erledigen kann.
Improvisation bleibt zwar ein Teil des Start-up-Alltags, doch sie bekommt in einer gut organisierten Umgebung einen festen Rahmen.
Finanzielle Hürden realistisch kalkulieren
Sobald Start-ups in die Produktion einsteigen,
verändert sich die Kostenstruktur deutlich. Neben den Miet- oder Kaufpreisen für geeignete Flächen entstehen Ausgaben für Maschinen, Energie, Sicherheitseinrichtungen und Personal. Eine präzise Kalkulation entscheidet darüber, ob das Wachstum tragfähig bleibt oder zu Engpässen führt.
Laut dem Start-up Monitor 2024 sehen 37 Prozent der befragten Gründer die Finanzierung des laufenden Betriebs als größte Herausforderung. Besonders bei Hardware-Start-ups mit Produktionsanteil steigen die Fixkosten im ersten Jahr nach dem Umzug um durchschnittlich 45 Prozent.
Zu den größten Kostenfaktoren zählen die Einrichtung und Ausstattung der Produktionshalle. Eine leistungsfähige Stromversorgung, geeignete Hebetechnik, Lüftungsanlagen und Arbeitssicherheitsmaßnahmen erfordern hohe Anfangsinvestitionen.
Auch Versicherungen, Wartungsverträge und Zertifizierungen belasten das Budget. Hinzu kommt die Liquiditätssicherung, denn Material- und Lieferkosten fallen meist an, bevor die ersten Einnahmen aus der Serienfertigung entstehen.